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   07|2021

Juli 2021
Bericht und Foto: Hans-Peter Gabler

Sprudelndes Wasser für Kneippkuren
Die Egweiler Karstquelle ist Treffpunkt für Radfahrer, Wanderer und Gesundheitsbewusste

Karstquelle Egweil 2021
Hans Hölzl und Hans Schimmer bei ihrer täglichen Arbeit an der Egweiler Karstquelle.

An schönen Tagen tummeln sich dort bis zu 100 Menschen. Seit 2012 kümmern sich Hans Hölzl, Hans Schimmer und Franz Hiermeier um die Sauberkeit an der Quelle. Sie halten den Uferraum in Ordnung und reinigen den Einstieg mit den Halterungen, mähen den Rasen, schauen nach den Sitzgelegenheiten und sorgen für ein ordentliches Umfeld. Das Team pflegt mit viel persönlichem Engagement das natürliche Kleinod und sorgt dafür, dass es auch als ein gemütliches Gemeinschafts- und Ruheplätzchen erhalten bleibt. Denn das war nicht immer so: Über viele Jahre schlummerte die Quelle unter Brennnesseln und Gestrüpp. Im Sommer mussten die Jugendlichen um das Gestrüpp herumlaufen, um zu ihrem Badeplatz am Schleußenbad zu gelangen.

Die Wassertemperatur der Quelle beträgt durchgängig rund elf Grad Celsius. Die Verengungsquelle hat eine regelmäßige Schüttung von etwa sieben Liter pro Sekunde. Damit ist sie hervorragend geeignet zur kneippschen Anwendung des Wassertretens. „Wenn ich das öfter mache, brauche ich auch keinen Arzt mehr“, scherzte ein Besucher.

In den 60er Jahren wurde die Quelle von vier Egweiler Männern als Forellenweiher genutzt. In einer Holzhütte, die in die Quelle gebaut wurde, konnte man Forellen grillen und ein Bierchen trinken. In den Jahren 1975 bis 2000 blieb sie ungenutzt. Bis sich dann Josef Schimmer (Kaidan) um die Quelle gekümmert hat. Viele Arbeitsstunden waren notwendig, bis man in die Quelle einsteigen konnte. 2008 wurde ein Kreuz auf einem naheliegenden Felsen von Kaplan Hanuk gesegnet. Das gab dem Ort auch einen kirchlichen Segen.

2010 wurde eine Treppe aus Stein zum Quelltopf eingebaut, um künftig das Wassertreten etwas komfortabel zu machen. 2011 konnte Schimmer die Pflege aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr machen.

2012 wurde im Zuge der Dorfentwicklung ein Schutzgeländer eingebaut. Es sorgte auch bei älteren Leuten oder gehschwachen Personen für sicheren Halt. Dazu wurden Sitzgelegenheiten geschaffen und eine kleine Brücke ermöglicht fast einen Rundumweg. Inzwischen ist die Quelle ein gern gewähltes Motiv für Hochzeiten oder familiäre Feiern.

Das Wasser hat jedoch keine Trinkwasserqualität. Verunreinigungen von der Albhochfläche und in Dolinen eingeleitete Abwässer werden im zerklüfteten Kalkstein fast nicht gefiltert und gelangen so in die flachen Grundwasserhorizonte. Ein Zeichen dafür ist das Algenwachstum im Quelltopf. Doline ist von dem slawischen „Dolina“ abgeleitet und bedeutet „Tal“. Wegen der konstant niedrigen Temperatur und des meist geringen Nährstoffgehaltes sind Karstquellen und die anschließenden Quellbäche Lebensraum für eine zwar artenarme, aber hoch-spezialisierte Lebensgemeinschaft. Typisch sind hier Kiesel- und Froschlaichalgen, Erbsenmuscheln, Flohkrebse, Eintags- und Steinfliegenlarven. Aus hygienischen Gründen weist die Gemeinde ausdrücklich darauf hin, dass die Quelle kein Hundebad ist und Tiere fernzuhalten sind.

 

KARSTQUELLEN
Karstquellen sind typische Erscheinungen der Juralandschaft und natürliche Stellen, an denen Wasser austritt. Als Quelltopf wird die kesselartige Vertiefung bezeichnet, an deren Grund sich der Wasseraustritt befindet. Bei größerer Wassertiefe zeigt sich eine intensive blaue oder grüne Färbung des Wassers. Karstquellen können eine sehr starke Schüttung mit bis zu 750 Liter pro Sekunde aufweisen. Es handelt sich um Grundwasser aus der Alb, das durch Klüfte und Gerinne im verkarsteten Kalkstein nach unten gesickert ist und meist auf dem Ornatenton gestaut wird. Die Ornatenton-Formation ist eine lithostratigraphische Gesteinsformation des Süddeutschen Jura und der Norddeutschen Dogger-Gruppe. Dorf fließt es über Höhlensysteme ab und trifft oft schon nach relativ kurzer Zeit wieder an einer Quelle aus. Wie viel Wasser die Quelle schüttet, hängt unmittelbar von den Niederschlägen der letzten Tage oder Stunden im Einzugsgebiet ab. Die Karstquelle ist ein artesischer Brunnen. Normalerweise entspricht der Druck im Grundwasser dem atmosphärischen Druck. Bei gespanntem Grundwasser ist der Druck im Wasser größer und die Quelle sprudelt nach oben.

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